Zeigt her eure...Nicht-Brixtons

ich hoffe auf einen fortlaufenden Erfahrungsbericht!
warten sehnsüchtig auf Berichte
Nach nun guten 5 Wochen, 700 Kilometern und 3 Tankfüllungen will ich mal anfangen einige Eindrücke aufzuschreiben.
Ich hatte erst überlegt, einen langen Erfahrungsbericht zu machen, werde aber nun lieber dann und wann mal einzelne Punkte "bearbeiten"...
Deshalb das Wichtigste zuerst:

Fahren und Anhalten.
Die technischen Eckdaten findet ihr hier:
Benelli Imperiale 400

- Das Starten funktioniert auch bei ausgeklapptem Seitenständer. Der Motor erstirbt, wenn man dann einen Gang einlegt. Das empfinde ich als eindeutiger, als die Lösung bei den Brixtons, wo man ich im Zweifelsfall erstmal 2 Minuten orgelt, bis einem mir einfällt, dass der Ständer noch draußen sein könnte 🥴.

- Beim Rangieren und bei sehr langsamer Fahrt merkt man die 70 kg Mehrgewicht (im Vergleich zur Brixton) und den höheren Schwerpunkt schon recht deutlich.

- Beschleunigen ist, mit sanfter Gashand, kurz oberhalb der Leerlaufdrehzahl (1.500 U/min.) möglich. Ab ca. 3.500 U/min. kann man ziemlich gefühlsfrei am Hahn reißen und die Fuhre schiebt langhubermäßig mächtig nach vorne. Mächtiger, als die zarten 21 PS (bei 205 kg + Fahrer) vermuten lassen! Ab 4.500 U/min. trompetet sie herrlich aus dem (viel zu großen) Schalldämpfer. Man glaubt kaum, dass das legal ist.

- Vor ein paar Tagen bin ich mal ein paar KMs auf der Autobahn unterwegs gewesen. Auf dem Tacho standen ~140 Km/h, als der Drehzahlmesser den roten Bereich (6.000 U/min.) erreichte. Die ECU regelt erst bei 7.000 Umdrehungen ab. Ob der Motor zwischen dem Erreichen des roten Bereiches und dem endgültigen Abregeln Schaden nehmen könnte, wissen die Götter. Angehört hat es sich aber auch über 6.000 gesund. Zum Thema Topspeed (und Tacho-Abweichung) gibt es ein Video:
Schneller als die 140Km/h-Tacho-Anzeige möchte ich mit dem Moped nicht dauerhaft fahren (zu windig, zuviel Drehzahl, zu "schlechte" Reifen).
Laut CoC soll sie übrigens nur 120Km/h laufen.

- Ganz klares "Wohlfühl-Gebiet" ist die Landstraße. Die Benelli läuft recht stur geradeaus (mit dem 19-Zoll-Vorderrad kein Wunder). Wenn man, beim Einlenken, erst einmal die Zirkelkräfte überwunden hat, kippt sie recht zügig in die Schräglage, was vermutlich dem steilen Lenkkopf-Winkel und dem hohem Schwerpunkt geschuldet ist. Das vermittelt am Anfang ein ziemlich "kippeliges" Fahrgefühl (das war der Grund, warum die Vorbesitzerin nicht mit ihr klar kam). Muss man sich dran gewöhnen. Wenn man sich aber erstmal dran gewöhnt hat, macht es echt Spaß mit ihr um die Kurven zu huschen!
Sie hat mehr Bodenfreiheit, als die Cromwell, aber ☝️die Fußrasten sind starr (nicht klappbar)! Man muss also darauf achten, dass definitiv Schluss ist, wenn die Rasten-Gummis zartesten Bodenkontakt bekommen. Mich stört es nicht. Bin aus meinen 30 Bullet-Jahren nichts anderes gewöhnt.

- Wer glaubt, dass die Brixtons gerne Längsrillen und Fahrbahn-Markierungen hinterher laufen (und sich dann "schwammig" anfühlen), sollte mal die Imperiale fahren! Trotz geschlossenem Doppelschleifen-Rahmen "tanzt" sie dann richtig. Ich vermute, dass das zum einen an den recht unterschiedlichen Reifen-Dimensionen (vorne ein 100er, hinten ein 130er) und zum anderen an den "Cordial"-Reifen mit ihrem "PUKY"-Kinderfahrrad-Profil liegt.
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Die werden im Frühjahr auf jeden Fall getauscht!


- Die hübschen Instrumente (speziell der Tacho) lassen sich bei Tageslicht nicht wirklich gut ablesen. Hellgraue Ziffern auf weißem Grund sind ein wenig kontrastarm. Wenn man aber erstmal weiß, wo welche Zahl liegt, ist das kein Problem mehr (oder man orientiert sich an der, besser lesbaren, mph-Skala).
Tags:
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Nachts ist's super:
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Wie man hier gut erkennen kann, dürfte sich niemand über zu wenig Information beklagen.
Das LCD-Feld in der Mitte werde ich bei Gelegenheit abdecken! 2 Tageskilometerzähler plus Tankuhr plus "Tank-Leer"-Kontrollleuchte ist mir echt zuviel Info. Und was ich von Gang-Anzeigen (plus "N"-LED) halte, habe ich an entsprechender Stelle schon kundgetan :)rolleyes:).
Mich lenkt das nur ab!
Die 8 (!) Kontroll-LEDs im Drehzahlmesser leuchten hell genug, um auch bei Sonnenschein "aus dem Augenwinkel" wahrgenommen zu werden.

- Die (Seilzug-)Kupplung arbeitet leicht und exakt. Der Schalthebel ist (gefühlt) doppelt so lang, wie jener an der Brixton. Daraus resultieren längere Schaltwege. Die Cromwell schaltet sich deutlich knackiger/sportlicher.
Die Getriebe-Stufung ist i.O. Man könnte überlegen, ob man mit einer anderen Übersetzung den 5. Gang evtl. etwas mehr in Richtung "Overdrive" schieben könnte. Das wird die Zukunft zeigen.

- Die Bremsen sind, wie das Fahrwerk, "gewöhungsbedürftig". Die Handbremse ist recht weich, ohne klaren Druckpunkt. Die Fußbremse verlangt viel Kraft und Hebelweg, bis sie dann ihre Arbeit aufnimmt (fühlt sich an, wie eine schlecht eingestellte Halbnaben-Trommelbremse).
☝️ Um Missverständnissen vorzubeugen: Die Bremsleistung ist völlig in Ordnung! Die Bedienung ist ungewohnt!
Besonders, wenn man direkt zwischen Brixton und Benelli hin- und herwechselt.
Auch da werde ich im Frühjahr mal bei gehen. Mit "Stahlflex"-Leitungen und einer Justierung der Fußbremse sollte das viel besser werden.
Der Handbremshebel ist übrigens einstellbar.
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- Der Fahrkomfort ist prima.
Nachdem ich den Lenker 35 mm höher gesetzt habe, sitze ich mit meinen ~1,88 recht aufrecht und mit dem Achtersteven direkt über den Sattelfedern. In Kombi mit den "weich" eingestellten Stoßdämpfern hat das was von Sänfte. Die möglichen 250-300 KMs von Tankstop zu Tankstop sind problemlos zu schaffen. Wer lieber etwas sportlicher sitzt belässt den Lenker, wo er ab Werk ist.
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Der Fahrersattel ist zwar ziemlich groß und wulstig, aber saumäßig bequem. Ob das Sozius-Kissen Taug hat, weiß ich nicht (interessiert mich auch nicht wirklich).
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- Der Verbrauch lag bei den bisherigen 3 Tankfüllungen bei 3,4 - 3,7 L/100KM. Das hatte ich auch ungefähr so erwartet.
Bei ca. 230 KMs beginnt die Tankuhr zu blinken und :)rolleyes:) die gelbe Kontroll-LED leuchtet. Wenn man dann bremst, geht das alles erstmal wieder aus, beim Beschleunigen wieder an, wieder aus, wieder an, ... Wenn man dann zeitnah tankt, bekommt man ca. 8,5-9,5 Liter in den 12-Liter-Tank. Bei der ersten "Tank-leer"-Meldung sind also noch ungefähr 100 Kilometer im Tank. Das reicht allemal, um auch nachts in der unbekannten Provinz eine Zapfstelle zu finden.

- Die Schalter sind (gefühlt!) wertiger, als die von Brixton. Der Blinker wird durch Draufdrücken deaktiviert und es gibt vorne an der linken Armatur einen "Flasher" (Lichthupe).
Angenehm ist auch das, ins Zündschloss integrierte, Lenkschloss.

- Neue Spiegel liegen hier schon eine Weile rum. Mit etwas Glück montiere ich sie heute und schicke noch ein Bild hinterher.
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Nun sind es doch mehr Worte geworden, als geplant... 🥴
Fragen??
Fragen!!
 
Zuletzt bearbeitet:
Danke für Deine Eindrücke @Raucher!
Werd mich im nächsten Jahr mal genauer bei den Benellis umsehen- wenn auch mehr Richtung Leoncino/ 502.
Somit hab ich schon ein paar Ideen, worauf ich schauen muss- so ein Bremsverhalten wär für mich wahrscheinlich schon ein Ausschlusskriterium…
Und wg Schwerpunkt: den finde ich schon bei meiner Felsenheimer recht hoch?!
 
wenn auch mehr Richtung Leoncino/ 502.
Die Imperiale und die Leoncino sind zwei völlig verschiedene Motorräder. Kann man nicht vergleichen.
so ein Bremsverhalten wär für mich wahrscheinlich schon ein Ausschlusskriterium…
Genau diesen Eindruck wollte ich vermeiden. Die Bremsen sind völlig ok!
☝️ Man darf nicht übersehen, dass die Brixtons wirklich sehr gute Bremsen haben!
Und wg Schwerpunkt: den finde ich schon bei meiner Felsenheimer recht hoch?!
Da mag mein Eindruck auch ein wenig täuschen. Auf der Brixton sitze ich ja 6-7 cm tiefer, als ab Werk vorgesehen (also eher im, als auf dem Moped).
Wobei man die 70 kg Mehrgewicht bei der Benelli schon merkt. Das wird bei der Leoncino wahrscheinlich noch auffälliger sein (zumindest optisch baut sie ja noch höher).
 
Lieber Ölfinger, danke für Deinen ausführlichen Bericht! Ohne die Imperiale selbst gefahren zu sein hätte ich in etwa dieses Verhalten erwartet.

Das Nachlaufen von Längsrillen kenne ich sehr gut von der INT, wobei dieses Verhalten immer stärker wird, je mehr sich die Reifen ihrerm Lebensende nähern. Durch viel andere Tätigkeiten kam dieses Jahr das Mopedfahren zu kurz, daher werde ich wrst nächstes Jahr die Reifen auswechseln, soll Wunder wirken.

Die Bremsen sind sicherlich sehr gut, hatte auch am Anfang eine Gewöhnungsphase bei der INT. Die Brixie hat durch das CBS System einfach ein anderes Verhalten.

Das kippelige Gefühl bei hohem Schwerpunkt hatte ich bei der HIM, aber nicht bei der INT. Dennoch, wenn Du Dich daran gewöhnt hast, macht das Kurvenfahren wirklich Spass.

Höchstgeschwindigkeit wird bei diesen Typen von Mopeds einfach überbewertet. Kurz auf die AB, schnell eine Dose überholen, all das können diese Mopeds ab. Gleiten auf den Straßen abseits der AB sind deren Stärken!

Jedenfalls viel Freude mit der Imperiale und der Brixie!
 
So ich habe jetzt die Plastikfahnenstange an der das Nummernschild hängt gegen eine Kurzversion ausgetauscht. Der Nummernschildhalter ist zwar Modellspezifisch aber da war nichts mit Plug and Play eher mit Plug and Pray. Honda hat ein echt gute Qualität aaaaabbber wenn du an die Innereien musst brauchst man kleine asiatische Händchen um dort zu arbeiten so eng und verschachtelt ist dort alles. Aber man wächst mit seinen Aufgaben;)
Vorher
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und jetzt
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Zuletzt bearbeitet:
Oh Leute - kann gar nicht abwarten, in der nächsten Saison meiner Yamaha TDR 125 ein bisschen Liebe und neue Reifen zu geben und damit dann das Umland zu erkunden. Die ist auf langer Strecke dann doch so bequem, hat - trotz der etwas lustigen Zweitaktermotorcharakteristik - genügend Leistung für alles, was ich fahre und fahren will. Sieht halt aus wie eine Gottesanbeterin im 90er Dress, aber was soll's? Eine Aprilia Tuareg 125 Wind war einfach nicht in meiner Gegend zu finden und ist dann wahrscheinlich ohne großes Schrauberequipment dann doch wohl zu alt.
 
Die TDR ist ein nettes Gefährt.
In den 90ern waren meine Favoriten, die TZR und die RS.
Der Aprilia Händler war um die Ecke. Deshalb wurde es eine RS 125!
Habe die Aprilia 5 Jahre gefahren und es war eine Super Erfahrung!
Ich kann dir sagen, dass der Motor und die Erfahrung auch nach 20 Jahren immer noch ein riesen Spaß ist.
Ergänzung ()

Lang ist es her, als ich eine Gagiva Mito mein Eigen nennen konnte...hab sie geliebt....und sie war wirklich schnell...mit offenen 20PS
Diese lächerlichen 125ccm, wenn einmal auf Drehzahl, sind echt kacke schnell für diesen Hubraum und einem Gewicht von 130kg. Meine TDR hat wohl offen 23P (und ich glaube, die Hat sie wohl auch. Hab aber bisher noch nicht den Krümmer abgeschraubt und geguckt. Alle Anderes ist stock soweit.).
 
Hey "@Hans Ohm" lange nichts von dir gehört. Musst du deine TDR noch irgendwie auf Vordermann bringen oder ist da soweit alles top? Ansonsten könnte ich dir eine helfende Hand anbieten.

Sobald ich im Frühjahr wieder der glückliche Besitzer einer 125er bin (welcher, das steht noch in den Sternen), können die Ausfahrten wieder losgehen!
 

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Bis dann...

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