Tour Schweiz - Toskana

Nebucatnetzer

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Colove KY500X
Einleitung

Wir gehen jedes Jahr im Herbst eine Woche ans Meer in die Ferien.
Seit ich die Brixton habe kam mir ziemlich schnell die Idee, dass ich den Weg dahin doch mit dem Motorrad machen könnte.
Normalerweise fahren wir mit den Autos an einem Tag über die Autobahn runter.
Mit dem Motorrad wollte ich jedoch abseits der Autobahn fahren.
Da es wegen Corona letztes Jahr nicht geklappt hatte, war es dieses Jahr jedoch endlich so weit.

Eine Kollegin und ich beschlossen, dass wir unsere erste, grosse Tour wagen wollten.
Sie mit ihrer Honda Rebel 125 und ich mit meiner treuen Brixton.
Die Route war nur im Groben geplant, wir nahmen uns einfach vor das wir für die Strecke auf dem Hinweg in 3 Tagen machen wollten.
Für den Rückweg wollten wir dann basierend auf den Erfahrungen des Hinweg planen.
Die Route des nächsten Tages haben wir jeweils am Tag zuvor geplant und dann auch gleich das Hotel für den Abend gebucht.
Somit wussten wir am ersten Tag nur, dass wir in Domodossola übernachten würden und wohin wir final wollten.

Die komplette Tour habe ich auf Google Maps nachgezeichnet und findet ihr und dem folgenden Link. Insgesamt waren es ca. 1100km.

Tour auf Google Maps

**Tag 1 Schweiz - Domodossola**

Wir fuhren am Freitagnachmittag um ca. Zwei Uhr ab.
Das erste Ziel war der Autoverlad in Kandersteg.

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Das Wetter war perfekt und wir hatten Hochstimmung.
Die Fahrt verlief relativ ereignislos aber die Strecke von Thun nach Kandersteg ist immer wieder schön zu fahren.

Beim Autoverlad haben wir dann gemerkt, dass wir direkt mit dem Zug nach Italien fahren können.
Dies kam uns recht, weil wir nicht auf einen Anschlusszug in Brig hetzen wollten.
Wir hatten uns für den Autoverlad entschieden, weil alle anderen Strecken einen ziemlichen Umweg bedeutet hätten.
Zudem musste meine Kollegin am Morgen noch arbeiten, somit empfanden wir es als besser gemächlich in die Tour zu starten.

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In Iselle angekommen erwartete und ein kurzes Stück auf einer italienischen Autostrasse.
Unsere Motorräder waren für das darauf herrschende Tempo überhaupt nicht ausgelegt und wurden immer wieder ziemlich gefährlich überholt.
Zudem fuhren wir auch das erste Mal auf einer italienischen Strasse und die Qualität ist im Vergleich zu schweizer Strassen doch schon ziemlich viel schlechter.
Zumindest war dies unsere Erfahrung auf dem grösseren Teil der Tour.
Nachdem wir 20 Minuten italienischen Autos und Schlaglöchern ausgewichen waren, kamen wir in Domodossola an.

Diese Fahrt war ein ziemlich einschüchterndes Erlebnis und verpasste uns etwas einen Dämpfer. Wenn die ganze Reise so werden sollte, wie die ersten 20 Minuten, dann hatten wir uns etwas Schönes eingebrockt.

Die Unterkunft war ein B&B in einer schönen Villa mit grossem Garten und einem kleinen Rebgarten.

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Die Gastgeber waren sehr freundlich aber konnten kein Wort Englisch und wir auch nicht wirklich Italienisch aber mit Händen und Füssen haben wir uns dann doch verstanden. Abendessen gab es in einem Restaurant in Domodossola. Die Bedienung war ziemlich unfreundlich aber das Essen war gut. Domodossola selber ist eine hübsche Stadt und gefiel uns.

**Tag 2 Domodossola - Genua**

Nach einer etwas unruhigen Nacht, wahrscheinlich wegen der Aufregung, startete ich etwas holprig in den Tag, während der Fahrt ging es dann jedoch schnell wieder besser.
Ich nehme an, die frische Luft auf dem Motorrad hat hier geholfen.

Die Route des Tages sollte uns bis nach Genua bringen.
Es war der erste an geschrieben an dem wir wirklich eine grössere Distanz zurücklegen wollten.
Die Strecke von Domodossola ins Flachland war sehr interessant und teilweise auch sehr schön zu fahren.
Wir mussten uns immer noch etwas an die italienischen Begebenheiten gewöhnen.
Die Geschwindigkeitsschilder etwa sind sehr verwirrend.
Oftmals ist etwa 70 km/h angeschrieben, das Navi sagt aber 90 km/h.
Innerorts gibts auch viele 30er Schilder, die werden jedoch konsequent ignoriert.
Nach einer Weile gewöhnten wir uns daran und fuhren entweder so wie der Verkehr um uns herum oder wie es für uns am besten passte.
Insbesondere auf den 90er Strecken fuhren wir meist nach Tacho 90 und nicht nach GPS, weil, dass dann doch auf die Dauer etwas anstrengend und etwas nahe an der Leistungsgrenze der Brixton ist.

Nach etwa 1.5 Stunden kamen wir dann ins Flachland.
Da wurde die Fahrt dann auch etwas langweilig. Es war zwar interessant zu sehen wie sich die Landschaft änderte und die vielen zerfallenen Fabriken und Häuser zu betrachten, allerdings ging die Strecke oftmals einfach kilometerweise geradeaus.
Auf die Dauer macht das nicht so viel Freude.
Zweimal haben wir eine grössere Pause gemacht, was unseren Zeitplan etwas durcheinander brachte.
Am Abend kamen wir dann zum Schluss, dass eine grosse Pause gereicht hätte und ansonsten einfach regelmässige kurze Trinkpausen.

Vor der Küste an der Genua liegt hat es eine Hügelkette, welche absolut fantastisch zum Motorrad fahren ist.
Die Strassen sind dort sehr gut Instand gehalten, die Kurven machen viel Spass zu fahren und es hatte nicht allzu viel Verkehr.
So kamen wir dann sehr glücklich in Genua an.
Der Verkehr in Genua selber war dann etwa so wie man sich das von Italien vorstellen würde.
Alles etwas chaotisch, jeder fährt rein wo er gerade Platz hat und man überholt öfters auch mal rechts.
In Kombination mit vielen Ampeln und Kreuzungen wird es dann eher stressig zu fahren.

In Genua haben wir dann einen Kollegen von mir und seine Freundin getroffen.
Die beiden starteten per Zufall an dem Wochenende eine Kreuzfahrt so konnten wir uns zu einem gemütlichen Abendessen treffen.
Genua ist in der Nähe des Hafens nicht wirklich eine schöne Stadt.
Die engen Gässchen könnten charmant sein, in der Realität sind sie jedoch einfach nur dreckig und riechen nach Pisse.
Gerade in der Nacht fühlt es sich auch nicht wirklich sicher an.
Vom Hafen weg hat es jedoch dann auch ein paar schöne Flecken.

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**Tag 3 Genua - Lido di Camaiore**

Der dritte Tag der Tour war dann eigentlich der Vierte.
Am Sonntag hatte es nämlich dermassen fest geregnet, dass wir spontan beschlossen noch einen Tag länger in Genua zu bleiben.
Die Entscheidung hatte sich gelohnt.
Am Montag war das Wetter wieder sonnig und warm.
So konnten wir den letzten Teil der Hinfahrt wirklich voll geniessen.
Einen grossen Teil der Strecke fuhren wir der Küste entlang, wo uns die Strassen durch einen Haufen kleiner Dörfer führten, welche sich an die Hänge schmiegten.
Wenn man sich die typischen mediterranen Städtchen vorstellt, so sieht es dort aus.
Als Motorradstrecke auch absolut geeignet da man als Motorrad auch viel angenehmer durch die engen Strassen kommt.
Nach den schönen Küstendörfern kam dann in der letzten Stunde noch die Touristenstädte.
Das Gebiet um Lido di Camaiore sieht aus wie auf dem Reisbrett entworfen und entsprechend langweilig ist es auch zu fahren.
Zudem sind die Strassen in einem ziemlich beschissenen Zustand.
Trotzdem kamen wir sehr glücklich an unserem Zielort an und freuten uns auf eine gemütliche Woche mit den Freunden, welche bereits vor Ort waren.

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--- 4 Tage Pause am Meer ---

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**Tag 4 Lido di Camaiore - Milano**

Nach einer knappen Woche Pause am Strand machten wir uns dann am Samstag wieder auf den Heimweg.
Wir planten diesmal den Weg in zwei Tagen zu schaffen anstatt nur an einem.
Zudem hatten wir spontan entschieden über Milano zu fahren, weil ein Bekannter meiner Kollegin zurzeit dort Ferien machte (die Welt ist schon ein Dorf).
Ursprünglich wollten wir wieder via Genua fahren wobei Genua eigentlich umfahren wollten und dann so weit fahren wie wir konnten.
Im Nachhinein hat sich diese Änderung als eine etwas problematische Entscheidung herausgestellt.
In der ursprünglichen Variante hätten wir am ersten Tag mehr fahren müssen als am zweiten Tag. Mit der neuen Variante mussten wir am zweiten Tag wesentlich mehr fahren.

Die Route am ersten Tag war jedoch eine, wenn nicht die schönste Strecke die ich in meinem Leben bis jetzt je gefahren bin.
Zuerst mussten wir uns auch wieder durch die langweiligen Strassen der Touristenorte kämpfen, danach kamen aber grandiose Strassen in den Hügeln vor der Küste.
Das Wetter und der Strassenbelag waren perfekt und wir hatten enorme Freude beim Fahren.
Die Aussichten waren irre schön.
Da wir viel fuhren, hatte ich nicht sehr viele Fotos gemacht aber es war wirklich ein grandioses Erlebnis.

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Nach den kurvigen Hügelstrassen kamen wir dann wieder ins Flachland.
Ca. um 17:00 Uhr kamen wir dann in Mailand an und suchten uns ein Hotel.
Wir verbrachten einen gemütlichen Abend in Mailand und assen noch ein letztes Mal in einem sehr leckeren italienischen Restaurant.

**Tag 5 Milano - Schweiz**

Wir wussten bereits, dass das Wetter umschlagen würde und tatsächlich hatte es in der Nacht geregnet und die der Himmel war immer noch wolkenverhangen.
Wir hofften trotzdem, dass wir einigermassen trocken ankommen würden.
So ging es nach einem kurzen Frühstück um 9:00 Uhr los, wir hatten heute eine ziemliche Strecke vor uns, ca. 7.5h Fahrzeit.
Das meiste davon verlief ziemlich ereignislos, insbesondere da wir wieder grosse Teile der Strecke im Flachland zurücklegen mussten.

Nach einer Weile kamen wir an den Lago Maggiore.
Von da an wurde die Strecke dann etwas interessanter.
In einem Ort hatte es sehr viele enorm luxuriöse Hotels.
Diese waren ziemlich faszinierend anzuschauen, leider weiss ich nicht wie der Ort hies.

Nach etwa 3 Stunden Fahrt, ca. 1h Stunde vor Iselle begann es dann zu regnen.
Wir hatten zum Glück kurz vorher noch unsere Regenkleider montiert.
Trotzdem hatte ich bereits komplett durchnässte Schuhe, da ich einer sehr tiefen Pfütze nicht ausweichen konnte.
Da wir nun immer weiter in die Höhe fuhren wurde es langsam auch immer wie kälter, in Kombination mit dem Regen begannen wir ziemlich zu frieren.
Mit dem Zwischenziel vor Augen fuhren wir jedoch weiter.
Die letzten 20 Minuten begann es dann wie aus Eimern zu schütten und wir wurden vollends durchnässt.
Zu unserem Pech mussten wir dann feststellen, dass der direkte Zug von Iselle nach Kandersteg an diesem Tag nicht fuhr.
Somit wurde aus der geplanten Pause von einer Stunde im Zug nur ca. 20 Minuten. Diese reichten gerade so aus, um uns war anzuziehen und etwas aufzuwärmen.
Die Motivation war jedoch auf einem absoluten Tiefpunkt.
Wir spielten ein paar alternative Szenarien durch, etwa die Motorräder in Brig stehenzulassen und an einem anderen Tag abzuholen.
Wir entschieden uns jedoch dagegen, da jede Lösung umständlich war und wir “nur” noch etwa 2.5h zu fahren hatten.
So fuhren wir dann von Brig weiter nach Goppenstein zum nächsten Autoverlad.
Das Wetter war in der Schweiz zum Glück wärmer und es regnete nicht.
Die Strecke von Brig nach Goppenstein bot uns noch einmal eine sehr schöne Kulisse und heiterte uns etwas auf.
Die letzte Steigung war mit unseren Motorrädern grad noch so zu fahren.
Mehr als 60km/h war nicht mehr möglich da den Maschinen einfach die Leistung fehlte.
Sie haben sich jedoch tapfer geschlagen und sicher ans Ziel gebracht.

Nach einer kleinen Wartezeit, um welche wir ziemlich froh waren, ging es dann mit dem Zug nach Kandersteg von wo aus wir dann die letzte Etappe in Angriff nahmen.

Die letzten zwei Stunden wurden dann langsam enorm anstrengend.
Alles begann zu schmerzen und nichts half mehr dagegen.
Es wurde dann auch langsam dunkel und dadurch wieder kälter und stellenweise tröpfelte es dann auch wieder ein bisschen.
So waren dann richtig froh als wir um 18:00 nicht ohne Stolz zu Hause ankamen.

**Fazit**

Ich würde so eine Tour jederzeit wieder machen und sie ist mit der Brixton auch absolut machbar.
Es war enorm schön und eine sehr interessante Art in die Ferien zu fahren.
Alles in allem war es die Strapazen absolut wert und eine tolles, kleines Abenteuer.

Für die Rückfahrt wäre es wohl besser gewesen, wenn wir diese auch in drei Tagen gemacht hätten.
Insbesondere nach dem wir so verregnet wurden.
Für ein nächstes Mal werde ich definitiv schon im Vorfeld schauen wie Autoverlade, etc. jeweils fahren.
Wenn solche Sachen nicht klappen wie geplant macht es nicht sehr viel Spass und gehen ziemlich auf die Motivation, auch wenn es bei uns im Endeffekt nur 20 Minuten mehr selber fahren bedeutete.

Meine Mitfahrerin, wie auch ich haben beide entschieden eine GoPro oder etwas Ähnliches anzuschaffen.
Es gibt so viele schöne und interessante Dinge unterwegs, die man gerne festhalten würde.
Man möchte aber auch nicht alle 20 Minuten anhalten, das Smartphone aus der Halterung bauen, ein Foto machen, das Smartphone wieder einbauen, allenfalls noch den Helm und Handschuhe wieder anziehen.
Das nervt auf die Dauer einfach zu fest und da wäre eine Kamera am Helm oder Motorrad echt praktisch.

Was ich für ein nächstes Mal auch besser machen werde ist, mich gleich warm anziehen, wenn es beginnt zu regnen.
Ich hatte ziemlich unterschätzt wie schnell es einem die Wärme aus dem Körper zieht, wenn man nass ist.

Ich möchte an dieser Stelle auch noch meinen Respekt an Matrog und seine Tour zollen.
Er hat das doppelte von uns in nur 3 Tagen mehr geleistet und dabei auch noch Off-Road Teile drin gehabt.
Ich hätte das wohl nicht geschafft, für mich haben sich so ca. 250 km als gut machbare Distanz herauskristallisiert.
Mehr empfinde ich mit der Brixton als schwierig.

Vielen Dank fürs Lesen und viel Spass beim Fahren :)
 
Ja, Klasse! Coole Tour!
In Genua war ich auch schon, allerdings nicht mit dem Moped, sondern mit nem Crafter, hoch und extra lang.. man was haben wir gesucht und geflucht bis wir ein Hotel gefunden hatten, wo wir auch parken konnten..
in den engen Gassen dachte ich oft: Nu is zu Ende, gleich muss ich rückwärts wieder raus..

Sehr geil auch die Hochstraßen, das bekommen weder das VW Navi noch Google Maps auf die Reihe - Klasse wenn du oben bist und das Navi möchte die nächste links abbiegen..

Das Kreuzfahrt Terminal und die nähere Umgebung ist echt grausig, dafür fand ich den YachtHafen und so ganz nett, ein großes Bier kostet dort übrigens fast so viel wie ne Pizza..

Richtig schön und entspannter zu fahren wurde es wenn man am Wasser Richtung Osten fuhr..
 

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