Moin ,Das Thema ist echt komplex, komplexer, als es durch eine Oktanzahl auszudrücken ist.
Ich versuch mal die Taschenlampe in eine andere Richtung zu halten;
- Die Oktanzahl gibt "den Widerstand gegen Selbstentzündung" an.
- Selbstentzündung braucht:
- Brennstoff
- Sauerstoff
- Temperatur
- Hohe Verdichtung kann hohe Temperaturen (Ähnlich Selbstzünder) erzeugen
- Eigenartige Brennraumgeometrien können "Hot-Spots" begünstigen
- Hochwertige / Hochoktanige Kraftstoffe können auf verschiedenen Wegen erzeugt werden:
- Wie von @Der Raucher geschrieben durch Additive, mit denen ein "billiger" Grundkraftstoff klopffest gemacht wird (Bleitetraethyl war so ein Additiv)
- Durch höherwertige Anteile aus der Raffinierikette (Reformatbenzin)
- Durch andere Herstellung /Grundstoffe (Gashydrierung)
- Auf die Additive kann ich hier nicht eingehen, aber auf seine Nebeneffekte:
- Je mehr Alkohol im Kraftstoff, desto höher ist seine Affinität zu Wasser, welches er aus der Luft zieht
- Meiner Erfahrung nach können "einfache" Kraftstoffe sich bei längerer Standzeit separieren, "Gum" bilden und Düsen verharzen
- Saubere Kraftstoffe wie GTL oder Reformatbenzin verbrennen mit weniger Rückständen.
Kommen wir zum Einsatzprofil: Wenn also jemand als Ganzjahresfahrer unterwegs ist, wenig Standzeiten hat und der Sprit kaum Chancen hat, älter als 4 Wochen im Tank zu sein, so reicht es sicherlich aus, sich an die Vorgabe vom Hersteller zu halten und fröhlich Eurosuper zu tanken. Leute, wo das Moped schon mal 6-8 Monate in der Scheune steht, machen "Ultra-Power-GTL- Max" Kraftstoffen auch nix verkehrt, da sie etwas lagerstabiler sind. Alle, die auf E-10 Karottensaft stehen dürfen den natürlich auch tanken, müssen aber auf die Beständigkeit von Dichtungen achten und auf Esterkulturen im Tank.
Nun die Racer; wenn für die Renne alles an Leistung her muss, was denn geht, Es wird ja an jeder Schraube gedreht; Füllung, Füllung, Füllung! Verdichtung rauf, Zündung speziell anpassen, Mit Kolbenformen Tumble beeinflussen, mit der Lage derEK und EV zur Zylinderachse den Twist beeinflussen, Es geht bis an die Klopfgrenze und oft darüber hinaus. Ja, hier kommt dann "Teufelslama" zum Einsatz, wie wir es bis in die 1970 er Jahre für den selbstgemischten Modellsprit brauchten, aber nur weil Nitromethan in diesen Rennmotoren zum Einsatz kommt, bedeutet dies nicht automatisch dass wenn ich die Velosolex mit "Ultra-Power-GTL- Max" betanke, dass ich damit schneller fahre. Da müssen deutlich mehr Hebel vorher bewegt werden.
Wer Lust auf dieses Thema hat findet tonnenweise Literatur darüber, H. Hütten, Ludwig Apfelbeck nur so als Hinweis für lange Winterabende. Es gab im vergangenen Jahrtausend sogar brauchbare Publikationen der Mineralölindustrie, wie z.B. die "Kraftstoff- Fibel".
Und nun noch ein Wunsch an die fröhlichen Forumstrolle, die auch hier manchmal Leute anpöbeln und nur auf Krawall aus sind; bitte trollt euch von dannen. Danke!
VG Cirrus